Stephanels erstes Aufeinandertreffen

Seufzend versuchte Nathanel sich wieder auf die Straße zu konzentrieren.
>Das ist ETWAS unglücklich verlaufen.<, dachte er, und ließ den nächsten Gang einrasten."Wie dämlich muss man nur sein um davon zu fahren, während man zwei Überlebende gefunden hat?", die rufe von Joyce hallten immer noch durch seinen Kopf. >Wie war der Weg? M20 bis zum Tunnel. Durch Frankreich, Belgien, Deutschland, Russland, bis nach China< Schnell nahmen seine Gedanken wieder die Rutine ein.

„Ach, fick dich doch, du verdammtes Drecksteil!“, schrie er in die Dunkelheit hinein und trat einmal kräftig gegen sein veraltetes Auto. „Schrottkarre!“ Seine wüsten Beschimpfungen halten in dem Tunnel wieder. Zwei, drei Mal konnte man sie noch hören, bis sie sich schließlich legten. Seufzend lehnte sich der Junge man gegen die Autotür und kramte eine Packung Zigaretten aus seiner Jackentasche. So sah also das Ende dieser Reise aus? In einem beschissenen Tunnel gefangen, während eine Taschenlampe, welche seinen Standort nur spärlich beleuchten konnte, sein einziger Schutz vor diesen Scheißdingern war? Ein weiteres Mal trat er gegen den Wagen.
London sollte der Höhepunkt werden! Berlin, Rom, Paris, New York, Moskau, Tokio – Alle großen Städte hatte er gesehen und London sollte den Schlussstrich ziehen, doch nach tagelanger Anreise musste er Halt machen, denn sonst hätten ihn diese Diner erwischt.
Er zog an der Zigarette und seufzte nochmal. Na, das hatte er sich etwas anders vorgestellt.
Seine Hand fuhr über die Hosentasche. Ha! Zumindest ETWAS Positives! Er zog die kleine Packung Gummibärchen raus und riss sie auf. Abwechselnd, einmal Nikotin und dann die süße Köstlichkeit, nahm er in sich ein und schon ging es im ein wenig besser.
Er würde es schon hier raus schaffen. Notfalls auch zu Fuß.
Laute Geräusche ertönten. Diese Dinger waren in Aufruhr, doch wieso? Stephen drehte ich um und blickte in die tiefe Dunkelheit, doch erkennen konnte er nichts.
Bis etwas Helles schnell auf ihn zukam...

Der Hummer bretterte mit durch den Tunnel. Die Scheinwerfer auf Fernlicht eingestellt. Etwas erregte Nathanels Aufmerksamkeit. Dort im Tunnel, in der Dunkelheit saß ein Mann, der sich abwechselnd Gummibärchen und ein Lungenbrötchen rein zog. Angewidert rümpfte er die Nase. > Hoffen wir mal, dass dieser hier ein Freundlicheres Gemüt hat. Wenigstens bin ich nicht der einzige überlebende Männliche in ganz Europa.< Diesmal würde er es besser wissen. Die Pistole gezückt stieg er aus, und richtete sie auf den Fremden
"Wer bist du?"

„Du bist ja ein freundlicher Geselle“, lachte Stephen. Innerlich fiel im ein Stein vom Herzen. Endlich nicht mehr alleine und dazu auch noch ein männlicher Mitmensch!
Er hob beide Arme ohne die Zigarette oder die Süßigkeiten fallen zu lassen. Er wollte keinen Ärger, nein, davon hatte er schon genug. „Stephen, du?“ Er grinste den jungen Mann vor sich an. >Hübsches Gesicht<, dachte er und sein Grinsen wurde breiter.

"Nathanel" Langsam ließ er die Pistole sinken. Er wusste nicht wieso, aber er baute Schnell Vertrauen zu dem Fremden auf. Weil ihn das ärgerte jagte er den Gedanken schnell aus seinem Kopf. "Hast wohl Probleme mit deinem Wagen, hm?" Er musterte den Jungen von oben bis unten. Orange, lange Haare und schlank. Ihn wunderte, dass er cool geblieben ist, obwohl jemand mit einer geladenen Waffe auf ihn zeigte. Auf jede Bewegung des Mannes achtend, ging er langsam zum Wagen herüber.

Er blickte hinter sich zum 'Drecksteil' und stöhnte vor Verzweiflung auf. „Ja, sieht wohl so aus.“
Er schwieg einen Moment und starrte auf den Hummer. >Schönes Model.<
„Lust auf 'nen Partner?“, fragte er kichernd.

"Hm. Ich hatte schon Bekanntschaft mit zwei anderen Überlebenden. Denen will ich nicht wieder über den weg laufen.Ich hab's denen richtig gezeigt!", gab er an und klappte die Motorhaube auf."Kein wunder, der Keilriemen hat sich verzogen! Du hast den Motor viel zu heiß laufen lassen. Ohne Ersatzteile kriegt man das nicht mehr hin. Wir müssen irgendwie meinen Wagen an deinem vorbeiwurschteln, dann geht's weiter. Also, ähh, wenn du mitfahren willst."

Mit ein wenig Bewunderung beobachtete er seine Lippen beim Sprechen, doch was die Worte ergaben, wollte ihm nicht ganz klar werden. Doch bevor er hier als femininer Schwächling dastehen würde, nickte er einfach so, als hätte er jede einzelne Phrase verstanden. Technik war nie seine Stärke gewesen.
„Äh, ich denke, dass der Platz ausreicht um vorbei zu kommen, wenn du vorsichtig bist.“
Er öffnete seinen Wagen und holte noch ein paar weitere Packungen Gummibärchen hervor um sie in seiner Jackentasche wieder zu verstauen. „Auf Vorrat“, grinste er und klopfte behutsam auf die Tasche, als wäre dort ein Schatz versteckt, auf den er stolz war.

"Du hast nur süßes mitgenommen? Kein...GESUNDER Proviant? Keine Waffe?", fragte er verwundert und Klappte die Motorhaube zu. "Ich schiebe, du lenkst ihn an die Seite.", befiel er.

Stephen wurde ein wenih nervös. „Klar habe ich 'ne Waffe!“, rief er dann selbstsicher. Schnell sah er sich im Hummer um. Hier muss es doch etwas geben, etwas, was irgendwo versteckt ist. Jeder Mann hatte Sachen in seinem Wagen, die er schon vor Jahren dort liegen und dann für immer vergessen hatte.
Und schon hatte sich etwas gefunden. Er kletterte zur Rückbank, darauf achtend, dass Nathanel ihn nicht sehen kann, und zog eine Schaufel unter dem Beifahrersitz hervor. „Gott, du solltest hier wirklich mal aufräumen“, murmelte er. Er kurbelte das Fenster rasch auf um seinem Partner die Waffe zu zeigen. „Siehst du?“, lachte er triumphierend.

"Eine...Schaufel?" Eine Augenbraue Hochgezogen, sah er den grinsenden Mann an. "Eine Schaufel also." Stephen strahlte ihn immer noch an. "Grins nicht so blöd durch die Gegend, hilf mir lieber deinen Wagen aus dem Weg zu schaffen" Aus Spaß stupste er ihn mit der Faust an die Schulter. >Irgendwie ist er ja schon süß<, dachte er mit einem lächeln auf den Lippen. Er ging zum heck der Schrottkarre, damit sie ihn gemeinsam aus den Weg räumen konnten. "Na, wird's bald?"

Seufz. Nochmals. Er stemmte sich schwerfällig aus dem Wagen um Nathanel zu helfen. Als er an seine Seite trat, fragte er: „Jetzt?“

"Wird schon passen. Wenn nicht, wird's passend gemacht. Steig ein, ich pack noch deine 'Waffe' ein", sagte er grinsend. Die Schaufel verstaut ließ er den Motor an und quetschte sich so gut es auch ging an dem alten VW-Golf vorbei. "Freie fahrt!", rief er und sah den Mann neben sich in die verschieden farbigen Augen.

Breit grinsend nickte der Ältere zurück. >Er hat wirklich schöne Augen<, dachte er.
Das tragische Ende seiner Reise könnte sich ja doch irgendwie zum Guten wenden.